Über die Endlichkeit und das Leben

Über die Endlichkeit und das Leben

Der Tod kann uns lehren, die Prioritäten im Leben neu zu setzen
und uns auf das Wesentliche zu konzentrieren.
Claudia von der Wehd

Triggerwarnung: Der folgende Text enthält Inhalte zum Themenkreis Tod und Endlichkeit, die bei manchen Personen negative Emotionen oder Erinnerungen hervorrufen können. Wenn Du Dich damit unwohl fühlst oder diese Themen für Dich belastend sind, empfehle ich Dir, diesen Text nicht weiterzulesen und Dich stattdessen auf andere Inhalte zu konzentrieren, die Dir besser entsprechen. Bitte achte auf Deine eigenen Grenzen und Bedürfnisse.

Endlichkeit – eine Frage der Perspektive

 

Der Tod in meinem Leben

Eine persönliche Geschichte…

Die Beschäftigung mit dem Thema Tod kann eine sehr intensive Erkenntnisreise sein. Bei mir ging diese Reise in der Kindheit los.
Das Thema Tod gehörte in meiner Ursprungsfamilie zu den Tabuthemen. Darüber durfte nicht gesprochen werden, weil das zu viel Traurigkeit erzeugte. Ich habe das erste Mal im Alter von 8 Jahren die Wucht, mit der der Tod ins Leben kommen kann, gespürt.

Damals starben innerhalb von wenigen Monaten meine Urgroßmutter, eine Großmutter und ein Großvater. Sie waren für mich wichtige Bezugspersonen und ihr plötzliches „Verschwinden“ aus meinem Leben war eigentlich gar nicht zu verarbeiten. Mitte der 70er Jahre war es nicht grade üblich, die Kinder in die Aussegnungshalle oder auf die Beerdigung mitzunehmen. Außerdem wollten mich meine Eltern „schonen“ und mir den Trauerschmerz vom Leib halten. Ich hatte also keine Gelegenheit, mich irgendwie zu verabschieden. Was meine Eltern damals nicht wissen konnten, war, dass es dieser nicht verarbeitete Schmerz war, der für mich das Thema überhaupt erst so richtig schwer gemacht hat.

Es gab in meiner Kindheit und Jugend keine Aufklärung zum Sterben und zum Tod. Die Konfrontation damit, dass wir alle endlich sind, war so eine „Nebenbei-Information“. Ist halt so in der Natur. Tote Tiere hatte ich ja schon im Wald gesehen.

Und dann stand ich als 8jährige auf dem Friedhof am Grab meines Großvaters und fragte mich, wie es denn sein kann, dass der große Opa in so ein kleines Grab passt.

Haben die den zusammengefaltet? Wo ist eigentlich oben und unten in so einem Grab? Woher weiß ich, wo sein Kopf gebettet ist?

Und dann die Erkenntnis, dass ja der Sarg länger ist als die Grabplatte und dass eigentlich die eine Hälfte des Sarges unter dem Weg und dem Platz vor der Grabfläche ist. Ich stehe also auf Opas Füßen, wenn ich vor dem Grab stehe?

Mit solchen Gedanken war ich zunächst auf der „praktischen“ Seite konfrontiert. Und dann war da noch diese andere Seite des Todes, die ich damals so überhaupt nicht verstanden habe:

Wie konnte es sein, dass meine Großmutter mir ein paar Wochen vor ihrem Tod sagte, dass sie bald sterben wird und dass ich keine Angst haben brauche?

Hatte das was mit dem weißen Engel zu tun, den ich erst bei Opa und dann bei ihr stehen sah?

Der weiße Engel hat sie einige Wochen später mitgenommen. Ganz plötzlich über Nacht.

Wieder kein Abschied.

Und dann stand ich auch vor ihrem Grab. Sorgsam darauf bedacht, mich nicht auf ihre Füße zu stellen fragte ich mich, wie sie das wissen konnte. Was war dieses Sterben und dieser Tod?

Der eine liegt im Krankenhaus und kommt da nicht wieder lebend raus und die andere ist einfach nur ganz schnell tot.

Ich konnte Fragen dieser Art an niemanden richten, weil ich mich nicht traute, meine Eltern in ihrem Schmerz noch mehr mit diesem Thema zu belästigen. War schon schwierig, als ich den weißen Engel erwähnte…

Es wurde einfach alles verdrängt. Allem voran der Schmerz. Die Trauer irgendwie überlebt. Jeder für sich auf seine Weise. Und jeder ist auf seine Weise krank damit geworden.

Das waren meine ersten bewussten Erfahrungen mit der vermeintlichen Endlichkeit, dem Tod und der Trauer:

Der Körper war also weg.
Sterben konnte schnell gehen oder auch nicht.
Für jene, die mit den Toten verbunden waren, blieb einfach nur Schmerz.

Aber was war das mit dem weißen Engel? Woher kam der und wohin ist er mit meinem Opa und meiner Oma gegangen?

Etwas in mir wusste es einfach: der Tod war gar nicht das Ende…

Es sollte Jahre dauern, bis ich anfing, die Zusammenhänge besser zu begreifen. Eine eigene Nahtoderfahrung hat mir bestätigt, dass Tod nicht das Ende im Sinne eines absoluten „nichts ist mehr da“ ist. Aber das ist eine andere Geschichte.

Und heute?

Jahrzehnte später bin ich Druidin und schamanisch ausgebildet, habe energetische Sterbebegleitung und Trauerbegleitung in mein Wirken integriert. Seit mehr als 20 Jahren arbeite ich als spirituelle Beraterin für die energetische Balance und binde meine Erkenntnisse im Aurasehen auch in Trauerverarbeitungsprozessen mit ein. Diese Erfahrungen zeigen, dass diverse energetische und physische Probleme oft als Ursache einen tiefen Verlustschmerz haben, der nicht verarbeitet wurde.

Trauer ist Energie

In der Aura setzt eine nicht gelebte Trauer Blockaden fest, die sich über viel Jahre oder gar lebenslang erhalten. Und dabei geht es nicht immer um den Verlust geliebter Menschen. Auch der Verlust von Tieren und Trennungen aller Art können diese tiefen Wunden in unserem Energiefeld hinterlassen. Und wenn sich dann noch ein Trauma zur Trauer addiert, ist die seelische Verletzung so viel tiefer. Energieblockaden verdrängter Trauer gehen in Resonanz mit emotionalen Reaktionsmustern zum Thema Tod. Es entstehen noch größere Blockierungen, die Tod und Trauer als Frequenzspektrum bündeln und sich als neues Resonanzfeld irgendwo in der Aura festsetzen. Und so nimmt der Wechsel zwischen Verdrängung und Blockade seinen Lauf, was sich irgendwann im Leben bemerkbar macht. Manchmal körperlich, meistens auf seelischer und emotionaler Ebene, je nachdem, wo in der Aura die Blockade ihren Ursprung hatte.

Unsere moderne Gesellschaft ist zwar fähig, alles immer nur noch schneller, größer, weiter, materieller, digitalisierter voranzutreiben. Aber der emotionale Schmerz wird in all dieser Hektik und dem Fortschritts- und Wachstumswahn verdrängt, betäubt, verleugnet, weggeschoben. Und so auch das Thema Tod und Sterben mitsamt allen damit verbundenen Ängsten und Sorgen.

Der Tod wird buchstäblich allgegenwärtig betrachtet: In den Nachrichten, den sozialen Medien, in Filmen oder Computerspielen. Doch ist er für die meisten weit, weit weg. Der viele Medienkonsum stumpft ab und die Verdrängungsmechanismen schieben den Tod und den Schmerz lieber den anderen zu.
Gedanken an die eigene Sterblichkeit werden vermieden, wo es nur geht. Wie heimlich oder eher unheimlich die Angst vor dem Tod in unserer Gesellschaft schwelt, haben viele Vorkommnisse und Reaktionen während der Pandemiejahre recht gut verdeutlicht.

Zur Angst vor dem Tod sagte der indische Philosoph und Weisheitslehrer Krishnamurti:

 

Das, was wir zu verlieren fürchten, wenn der Tod eintritt,
ist die Struktur, die das Denken als “Ich” aufgebaut hat,
die Form, der Name und die Gebundenheit an die Form und an diesen Namen.

Krishnamurti

Irgendwann müssen wir uns alle mit dem eigenen Tod auseinandersetzen. Schließlich ist er das Einzige, was wirklich gewiss ist im Leben. Das Leben ist vergänglich und niemand ist unsterblich. Auch, wenn der moderne Mensch nun schon versucht, sich seiner Unsterblichkeit zu versichern, indem er Roboter-Klone von sich erstellen lässt und mit Hilfe von KI die eigene Stimme und Sprechweise abspeichert…

Ende und Anfang

Aus der schamanischen Sicht auf Sterben und Tod ist der Tod letztlich genau das, was er ist: die normalste Sache von der Welt.
Es wird an dieser Stelle noch andere Beiträge zu diesem Thema aus druidisch/schamanischer Perspektive geben. Bleib dabei und abonniere hier meinen Newsletter, in dem ich immer auf die aktuellsten Blogbeiträge hinweise >>>Newsletter abonnieren

Oft wird der Tod im schamanischen Weltbild als eine Einweihungsreise betrachtet. Eine Reise in die Anderswelten, die von Schamanen bereits zu Lebzeiten intensiv geübt wird.

Für die Mittler zwischen den Welten ist Endlichkeit eine Illusion.
Im Multiversum gibt es unendlich viele Dimensionen und diese Welt, in der wir im gegenwärtigen Körper leben, ist nur eine von vielen.

Was wäre, wenn der Blick der keltischen Druiden auf den Tod wahr ist? Dass der Tod kein Ende, sondern ein Neubeginn ist?

Wusstest Du, dass die meisten keltischen Knoten ein Symbol für die Unsterblichkeit des Geistes sind? Dafür, dass jedes Ende ein Anfang ist und es somit kein absolutes Ende gibt.

Wir können nicht unser Leben verlängern,
aber wir können es intensiver und erfüllter gestalten.

Elizabeth Kübler-Ross

Je eher wir die Endlichkeit des Lebens, wie wir es kennen, akzeptieren, umso eher sind wir frei, wirklich zu leben.
 
Denn, wer der Angst vor dem Tod die Macht über das eigene Leben gibt, kommt aus Kummer, Sorge und tief liegendem Schmerz nicht wirklich raus. Damit meine ich nicht, dass Du jetzt Dein Risikobewusstsein verlieren sollst und Dich in die allerwildesten Abenteuer stürzt.
 
Ich meine damit, dass Dein Leben einen viel tieferen Wert gewinnt und dass Du eine viel größere Wertschätzung für Dein Leben empfindest, wenn Du Dir dieser körperlichen Endlichkeit bewusst bist.
 

Dem Tod im Leben begegnen

5 Impulsfragen, wie Du Dich dem Thema Deiner körperlichen Endlichkeit behutsam nähern kannst:

  • Hast Du Dir schon einmal Zeit genommen, Dein Leben zu reflektieren, Dich mit dem tieferen Sinn Deines Seins, Deinen persönlichen Werten auseinander zu setzen? Die Rauhnachtzeit ist dafür wunderbar geeignet. Dazu folgt an dieser Stelle demnächst ein ausführlicher Beitrag.
  • Wie kultivierst Du die Dankbarkeit in Deinem Leben? Weißt Du die kleinen Freuden und Glücksmomente jedes Tages zu schätzen? Schreibe ein Dankbarkeitstagebuch.
  • Wie gut kannst Du loslassen? Kannst Du Dinge oder Menschen, die Dir keine Freude mehr bereiten, ziehen lassen? Mit dem Loslassen schaffst Du so viel Raum für Neues. Übe das zum Beispiel über Schreibübungen, Affirmationen oder Visualisierungstechniken.
  • Wie stellst Du die tiefere Verbindung zu Deinem inneren Selbst und/oder zur universellen Energie her? Nutze Achtsamkeitstraining, Meditationen und spirituelle Rituale, um Dein Leben zu bereichern und um Dich geistig und energetisch flexibel zu halten. Unterstützung kannst Du in spirituellen Beratungen finden.
  • Hast Du schon vorgesorgt? Wenn Du Dein Leben zu Ende denkst, dann wirst Du feststellen, dass Du auch für den Fall Deines Todes vorsorgen kannst. Da gibt es sehr gute Hilfsmittel. Zum Beispiel das Workbook von Colors of death (www.colors-of-death.de) , das ich dafür sehr empfehlen kann (habe es auch selbst in Benutzung). Hier geht’s direkt zum Workbook-Paket >>>

Ich wünsche Dir die Klarheit im Erkennen.

Damit Du ein erfülltes Leben führst und Dich nicht von einer (un-)heimlichen Angst vor dem Übergang in eine neue Phase bestimmen lässt.

Der Endlichkeit begegnen und das Licht dahinter sehen…

 

Hier geht es zum Blog von Sabine und ihrem Artikel über das Leben im endlichen Sein. Du findest viele Tipps zur Gestaltung für das Leben, Infos über die 5 Dinge, die Sterbende bereuen oder zur Frage: Was ist eine Bucket-List? Mit einzelnen Schritten, wie Du Deine eigene Bucket-List erstellen kannst. Viel Spaß beim Lesen: Blog der Gedankenweberin >>>

Anmerkung: wenn Du zu den Menschen gehörst, die sehr große Ängste mit diesem Thema verbinden, suche Dir professionellen, medizinische fachkundigen Rat und Beistand. Je eher Du das auflöst, umso freier wirst Du sein…

Achtsamkeit und die Stille mitten im Geschehen

Achtsamkeit und die Stille mitten im Geschehen

Von Yogameister Swami Sivananda heißt es, dass er sich in der Meditation so versenken konnte, dass er nicht mal den Presslufthammer hörte, der neben seinem Meditationsraum in voller Lautstärke tätig war.

Wie Du achtsam im Lärm des Alltags bleibst

 
Die aktuelle Zeitqualität erfordert von uns einen achtsamen Umgang mit uns selbst. In der Achtsamkeit für Dich selbst, für Dein Selbst liegt der Schlüssel, dass Du mehr Kraft und Resilienz aufbauen kannst.
 
Um Spiritualität im hektischen Alltag mit all den Reizüberflutungen leben und erfahren zu können, braucht es Ruhepole.
Da nicht jede*r von uns die Möglichkeit oder auch den Wunsch hat, sich vom Alltagsleben völlig zurückzuziehen oder für eine Zeit in ein Kloster/Ashram zu ziehen, brauchen wir Ruhe-Quellen mitten im Geschehen.
 
Aber so nebenbei: in den wenigsten indischen Ashrams ist es ruhig. Indien ist so bevölkert, dass es in den größeren Orten immer laut ist. Hupen, Hundegebell, Straßenlärm, schreiende Kinder, laut diskutierende Menschen… all das hört man auch im Ashram… und lernt, dabei zu meditieren. Das können wir aber auch bei uns… 
 

Warum das mentale Abschalten so schwer fällt

Fangen wir mit einer einfachen Betrachtung an, um zu verstehen, wieso uns das Abschalten so schwer fallen kann.
Wenn Du Achtsamkeitsübungen oder Meditation mitten im Alltag praktizierst, lernst Du, allmählich zwischen dem äußeren und dem inneren Lärm zu unterscheiden. Du findest heraus, dass es einen inneren Ort der Ruhe gibt. Und wenn Du Dich dorthin begibst, findest Du Stille in Dir. Egal, welche Geräusche um Dich herum sind.
 
Letztlich stören uns äußere Geräusche dann, wenn wir sie bewerten. Also, wenn wir anfangen, uns über sie aufzuregen, weil unsere innere Erwartungshaltung nicht erfüllt ist.
Beispiel: Du willst endlich mal ganz in Ruhe einschlafen und durchschlafen, freust Dich, dass Du am Sonntag mal ausschlafen kannst. Doch Dein Nachbar hat sich gerade für diese Samstagnacht überlegt, ein paar Freunde einzuladen und bis früh um 3h laut plaudernd mit ihnen auf der Terrasse zu sitzen. Genau vor Deinem Schlafzimmerfenster. Super. Dein Bedürfnis war Schlaf. Deine Erwartungshaltung Ruhe und Erholung. Der fröhliche Plaudergeräuschpegel ist aber nicht zu überhören.
 
Es entsteht ein Gefühl von Unmut in Dir, Du fühlst Dich nicht mehr wohl, weil Dein Bedürfnis und Deine Erwartung nicht erfüllt ist. Und in der Folge dieser Gefühlsmuster ziehen sich negative Gedankenenergien in Deinem System zusammen. Und dann wird es erst richtig laut. Denn es wird laut in Deinem Kopf. Deine bewertenden Gedanken sind es, die Dich eigentlich Deinen Schlaf kosten. Du hast den Zugang zu Deinem inneren Ort der Stille verloren.
 

Und jetzt?

Du hast die Wahl
Achtsam sein heißt auch in diesem Fall: die Dinge sehen, wie sie sind. Es geht nicht darum, sich krampfhaft das Akzeptieren der Situation aufzuzwingen und sich in eine Opferrolle zu begeben. Es geht darum, die Situation genau so zu sehen, wie sie ist. So, wie ich es oben beschrieben habe. Erwartung sehen, Bedürfnis sehen, Geplauder hören, Emotion beobachten, aufkommende Gedanken beobachten… und jetzt hast Du die Wahl.
 
Du kannst Deinem bewertenden Gedankenstrom folgen und sich Gedanken und Gefühle so lange gegenseitig aufschaukeln lassen, bis Du völlig genervt und gerädert bist. Oder Du holst Dir Ohropax oder steckst Dir Deine In-Ears mit sanfter Musik in die Ohren und beschließt, ganz bewusst, Deine Achtsamkeitsübung zu machen. So lange, bis Du selig und unbeschwert von äußerem und innerem Lärm einschläfst…
 
Es braucht meistens etwas Übung, um diesen bewussten Wechsel in die Gegenwärtigkeit zu vollziehen. Dazu ist die Meditationspraxis hilfreich und ein regelmäßiges Üben.
 

Eine kleine Achtsamkeitsübung für den Alltag

Ich finde, eine ganz wunderbare kleine Übung, die Du jederzeit durchführen kannst, um die Stille in Dir wahr zu nehmen ist der Wendepunkt des Atmens.
 
Der kurze Moment, in dem Du zwischen Ein- und Ausatmung wechselt. Und zwischen Aus- und Einatmung…
Nimm diesen Moment ganz bewusst wahr.
Jedesmal. Beim Einatmen… bist Du wieder ausatmest.
Und beim Ausatmen, bis Du wieder einatmest.
 
Probiere das doch mal aus, wenn Du Dich das nächste Mal vom Lärm der Alltagswelt gestört fühlst…